Darmentleerungsstörungen

Erfahren Sie mehr zum Thema Darmschwäche und mit welchen Versorgungsmöglichkeiten Sie Ihr Leben weiterhin aktiv und selbstbestimmt genießen können.

Wussten Sie, dass in Deutschland mehr als vier Millionen Menschen von einer Darmschwäche betroffen sind? Die Betroffenen können den Vorgang der Stuhlausscheidung nicht mehr vollständig bewusst steuern. Es kommt zu ungewolltem Entweichen von Gas, flüssigem oder festem Stuhl.

Stuhlinkontinenz

Zeitpunkt der Stuhlentleerung kann nicht kontrolliert werden.

Anzeichen einer Stuhlinkontinenz können u. a. sein:

  • Plötzlich eintretender Stuhldrang – Zeitpunkt des Stuhlgangs kann nicht kontrolliert werden (Dranginkontinenz)
  • Starker Abgang von Winden, ohne es zu merken
  • Wiederkehrende leichte Flecken in der Unterwäsche, Stuhlschmieren

Verstopfung

Erschwerte oder seltene Darmentleerungen (weniger als dreimal die Woche)

Anzeichen einer Verstopfung können u. a. sein:

  • Unfähigkeit zum Stuhlgang
  • Blähungen
  • Unbehagen
  • Starke Bauchschmerzen

Häufige Ursachen der Stuhlinkontinenz

Neurologische Störungen

Botschaften des Darms über den Füllzustand werden vom Gehirn nicht vollständig verarbeitet. Erkrankungen sind z. B. Schlaganfall, Alzheimer, Multiple Sklerose oder Gehirntumor. Zu einer vollständigen Unterbrechung der Impulsüberleitung kommt es durch Rückenmarksverletzungen wie Querschnittlähmung und Spina bifida (Spaltbildung an der unteren Wirbelsäule).

 

Muskuläre Störung

Schädigung des Analsphinkters; die sensible Wahrnehmung durch die Analkanal-Schleimhaut ist intakt. Häufigste Ursache für die Schädigung des Schließmuskelapparates ist die vaginale Entbindung mit Verletzung des Schließmuskels (Dammriss). Aber auch unzureichende Funktionsfähigkeit der Beckenbodenmuskulatur, Schädigung des Schließmuskels durch äußere Verletzungen, Tumoren sowie Überdehnung bei Verstopfung oder Beckenbodensenkung können Ursachen sein.

 

Psychische Störungen

Psychosen, Depressionen, Persönlichkeitsverluste

 

Medikamente

Abführmittel, Antidepressiva, Parkinson-Medikamente, Schmerzmittel

Sensorische Störung

Sensible Wahrnehmung der Schleimhaut des Analkanals ist gestört. Dies tritt bei Komplikationen nach rektalen Operationen, Dickdarmentzündungen, Durchfällen, Rektumprolaps oder infolge einer operativen Korrektur bei angeborenem Fehlen der Analönung (Analatresie) auf.

 

Störung der rektalen Speicherfunktion

Störung der Speicherfunktion der Rektumampulle, wie z. B. nach Operationen bei Tumorentfernung, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa).

 

Nachlassen der Gewebeelastizität

Häug im höheren Alter und nach Geburten

 

Weitere Ursachen

Hämorrhoiden, Rektumprolaps

Informationen und Tipps für den Alltag mit Stuhlinkontinenz

Leben mit Stuhlinkontinenz

Eine Darmschwäche kann den Alltag unvorhersehbar machen und ungeplante Herausforderungen mit sich bringen. Unsere Spezialisten in der Kontinenzversorgung unterstützen Sie dabei, Lösungen zu finden, die eine optimale Versorgung Ihres Darms ermöglichen. So können Sie sich weiterhin Ihrem aktiven und selbstbestimmten Leben widmen.

Was Sie über Stuhlinkontinenz wissen sollten

Wenn Sie mit Stuhlinkontinenz leben, gibt es bestimmte Themen, die Sie kennen sollten. Wir haben Informationen über einige der wichtigsten Aspekte gesammelt.

Ärztin beim Diagnosegespräch zur Stuhlinkontinenz

Die Diagnose ist der erste Schritt

Zu Beginn führt der Arzt ein ausführliches Diagnosegespräch mit den Betroffenen (Anamnese). Hierbei wird die Krankengeschichte nach einigen Gesichtspunkten befragt.

Wichtige Diagnosekriterien sind:

  • Beginn der Beschwerden
  • Häufigkeit des Stuhlgangs
  • Konsistenz und Form des Stuhls
  • Fähigkeit, den Stuhlgang zu verzögern
  • Art und Umstand des ungewollten Stuhlverlustes
  • Vorausgegangene Behandlungen und Operationen
  • Chronische Erkrankungen
  • Bei Frauen: Art und Umstand von Geburten
Stuhlinkontinenz muss kein Tabuthema sein

Psychosoziale Aspekte

Von Stuhlinkontinenz sind vor allem ältere Menschen betroffen. Aber es gibt auch junge Menschen, die darunter leiden.

Wird jemand inkontinent, so verändert sich sein Leben dramatisch. Gefühle wie Peinlichkeit oder Scham führen dazu, dass die Krankheit oft so lange wie möglich verschwiegen wird. Viele Patienten vertrauen sich nicht einmal einem Arzt an. Man kann deshalb von einer hohen Dunkelziffer ausgehen.

Junge im Rollstuhl – Unterstützung durch Darmmanagement für ein selbstbestimmtes Leben

Darmmanagement bei Kindern

In Absprache mit dem behandelnden Arzt können Kinder schon ab dem Schulalter die Technik der analen Irrigation erlernen und selbstständig durchführen.

Eine frühzeitige fachgerechte Unterstützung durch optimale Hilfsmittel und Therapien rüsten Kinder für ein selbstbewusstes und selbstbestimmtes Leben. Zielsetzungen sind dabei:

  • Selbstständige Nutzung durch das Kind
  • Vermeidung von Hautschäden
  • Vermeidung von Harnweginfektionen
  • Teilnahme an familiärem und gesellschaftlichem Leben
  • Bei Kindern mit körperlichen und geistigen Behinderungen muss für den Lernprozess mehr Zeit eingeplant werden. Planen Sie das Darmmanagement außerhalb der Schulzeiten. Sehr geeignet ist dabei der Abend.